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19. Jahrhundert

 

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Kommentar: Ende des Neoliberalismus – Ist Marx wieder aktuell?

1. Der Lauf der Geschichte in der Analyse von Marx und Engels.

Die wichtigsten Thesen aus dem Manifest der Kommunistischen Partei von 1848

 

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2. Übersicht: Nationale und liberale Bewegungen in Europa 1815-48 (unter Einschluss der frühen Arbeiterbewegung).

 

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3. Hinweis und Link zu Gabriel Riesser und die Paulskirche

 

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4. Schaubild: Industrielle Revolution

 

 

Wird erweitert...

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Last update: 14.11.2008

 

 

 

Kommentar: Ende des Sozialismus… Ende des Neoliberalismus. Ist Marx wieder aktuell?

Die Analyse der Funktionsweise kapitalistischer Wirtschaft, wie sie Marx und Engels im Kapital und anderen Schriften zur „politischen Ökonomie“ vorgelegt haben, gilt auch heute noch im wirtschafts­wissenschaftlichen Sinne als zutreffend. Die Wirtschaftswissenschaftler scheuen sich meistens nur dies offen zuzugestehen angesichts der damit verknüpften politischen Analyse bei Marx/Engels. Auch hat sich seither natürlich vieles weiterentwickelt, die Möglichkeiten der Intervention des Staates und v.a. der politische Wille dazu wurden von Marx noch nicht so vorausgesehen, er war in seiner Analyse von dem damals vorherrschenden Modell des „Nachtwächterstaates“ als bürgerlichem Ideal geprägt. Mit einem Wort: Marx kannte natürlich Keynes noch nicht, Keynes aber sehr wohl Marx. Doch hat die neoliberale Renaissance seit den 80er Jahren und verstärkt seit dem Untergang des sowjetischen Sozialismus nicht eben exakt jenes Ideal des Nachtwächterstaates wiederbelebt, das Marx vor Augen hatte, als er den Kapitalismus und seine politische Ausprägung analysierte? Möglichst wenig Staat, nur soviel, wie zur Sicherung der äußeren Rahmenbedingungen für eine ansonsten freie Marktwirtschaft nötig ist, Einschränkung des Sozialstaates, das Ausspielen der Arbeitslosigkeit als „industrieller Reservearmee“ im Kampf gegen die gewerkschaftlichen Forderungen, das alles hat doch in den letzten zwanzig Jahren ein bisschen das 19. Jh. wieder zurückgebracht. Nicht zuletzt ging übrigens mit der Globalisierung eine alte Prophezeiung aus dem Kommunistischen Manifest in ihre endgültige Erfüllung! Doch dazu mehr an anderer Stelle (in Vorbereitung).

Der „Sozialismus“, den man in Anführungszeichen setzen muss, wenn man seine reale sowjetische Ausprägung meint, ging ebenso aufgrund der inneren Widersprüche wie aufgrund der globalen Konkurrenz mit dem Kapitalismus zugrunde. Dieser „Sozialismus“ war der arbeitenden Bevölkerung nicht mehr zu vermitteln, wenn die Arbeiter im Kapitalismus freier und besser lebten. Dies lag freilich von vornherein auch am Handicap der Revolution in einem industriell unterwickelten Russland 1917/18. Damit ging schon eine der Marxschen politischen Visionen nicht in Erfüllung, nämlich die von der proletarischen Revolution im Zentrum des Kapitalismus. Aber es waren später doch wohl hauptsächlich die inneren Widersprüche, die Befreiung ohne Freiheit, der Sozialismus ohne Selbstbestimmung, die Diktatur der Partei über das Proletariat und der Parteiführung über die Partei…, die das sowjetische System diskreditierten.

Mit dem Untergang des sowjetischen Sozialismus hat der Kapitalismus triumphiert – wir erinnern uns an die Parole vom „Ende der Geschichte“ von Francis Fukuyama –, doch eine Marxsche Analyse zeigt sich heute wieder unverhofft aktuell: Der Kapitalismus bringt sich selbst in die Krise. Die zweite Weltwirtschaftskrise, als die man wohl die aktuelle Krise bezeichnen wird, beendet von selbst den Neoliberalismus. Der Ruf nach dem Staat als Retter, nach Kontrolle der Finanzmärkte, kommt nicht etwa aus der antikapitalistischen Ecke sondern aus dem Zentrum des Kapitalismus selbst.

14.11.2008

 

 

 

1. Der Lauf der Geschichte in der Analyse von Marx und Engels.

Die wichtigsten Thesen aus dem Manifest der Kommunistischen Partei von 1848

 

 

·  „Ein Gespenst geht um in Europa...“ – alle politischen Parteien und Autoritäten, so verfeindet sie untereinander auch seien (z.B. Adel und Bürgertum), sind sich einig in ihrer Bekämpfung des Kom­munismus und verleihen ihm durch ihre Gegnerschaft eine Bedeutung

·  Daher müssen die Kommunisten ihre politischen Ansichten klären und erklären (à Kommu­nisti­sches Manifest)

·  Die Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen: zu allen Zeiten wurde Herrschaft ausgeübt, d.h. es gab Unterdrückung, folglich Unterdrücker und Unterdrückte, und daraus entstehende Konflikte; doch war in früheren Zeiten die soziale Schichtung der Gesellschaft komplexer als die simple Aufteilung in Ober- und Unterschicht

·  Diese Konflikte, d.h. die Klassenkämpfe, trieben die gesellschaftliche Entwicklung voran, führten zu Revolutionen, in der bislang unterdrückte Klassen sich befreiten und dann selbst zur Herrschaft gelangten

·  Die bislang letzte große Revolution ist der Sturz des Feudalismus durch die Bourgeoisie (das besitzende Bürgertum), das sich und seine politischen Vorstellungen kapitalistischer Wirtschaft und Gesellschaft an die Macht bringt; [in England in einem langsameren Prozess seit dem späten 17. Jh., in Frankreich ruckartig seit 1789, mit Rückschlägen und neuen Anläufen und entsprechenden unmittelbaren Auswirkungen auf Europa (1830, 1848)

·  Die politische Revolution ist nur das Ergebnis einer sich vollziehenden gesellschaftlichen Revo­lution: das Bürgertum wird reicher und mächtiger in Wirtschaft und Gesellschaft, die politische Herrschaft des Adels wird anachronistisch und muss überwunden werden

·  Die bürgerliche Revolution führt in ihren Konsequenzen zur Vereinfachung der sozialen Verhält­nisse, die Industrialisierung lässt am Ende nur noch Besitzende (Kapitalisten) und Besitzlose (Pro­letarier, Arbeiter) übrig

·  Die kapitalistische Wirtschaft und ihre Gesetze setzen sich durch den Kolonialismus, direkt und indirekte Einflussnahme, weltweit durch, es entsteht ein Weltmarkt; die lokalen und nationalen Beschränkungen werden zunehmend überwunden, die Widerstände gegen die bürgerliche Gesell­schafts- und Wirtschaftsform überwunden; doch entstehen Staaten im nationalen Rahmen, die diese Bedingungen kapitalistischer Wirtschaft und bürgerlicher Herrschaft sichern sollen

·  Alle gesellschaftlichen Verhältnisse, alle Unterdrückung und Ungleichheit, bislang durch Traditio­nen oder Religion als gottgewollt usw. erklärt, werden durch das universelle Gesetz des Geldes auf ein ganz offenes Prinzip der Ausbeutung reduziert

·  Die gesellschaftlichen Umwälzungen haben also stets die Eigentumsverhältnisse verändert, es findet ein Konzentrationsprozess des Besitzes auf immer weniger Besitzer statt, dem immer mehr Besitz­lose gegenüber stehen, die jedoch durch ihre Lohnarbeit das moderne Kapital überhaupt erst schaffen

·  Die Kommunisten fordern daher keine Abschaffung des Eigentums, sondern die Übertragung des Eigentums an diejenigen, die es erschaffen

 

 

 

Karl Marx / Friedrich Engels: Manifest der Kommunistischen Partei, Stuttgart (Reclam) 1969 u.sp.

 

 

 

 

 

2. Übersicht: Nationale und liberale Bewegungen in Europa 1815-48 (unter Einschluss der frühen Arbeiterbewegung).

Dieses Schaubild wurde für den Geschichtsunterricht in der Jgst. 12  erstellt.

© W. Geiger

 

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Iberische Halbinsel

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1820/21: Los libera­les: Liberale Revo­lution in Portugal führt zu einer kon­stitutionellen Monar­chie / Liberale Revol­te in Spanien wird mit französi­scher Hilfe in euro­päischem Auf­trag niedergeschla­gen (1822-23).

1820: Aufstand des Ge­heimbunds der Carbonari (gegr. 1796) im Kgr. Neapel, Erzwingung einer Verfassung, 1821 durch österreich. Intervention niedergeschlagen.

1824: Trade Unions (Gewerkschaften) anerkannt, Lockerung der politischen Freiheiten.

1929: Emanzipation der Katholiken, gleiche Grundrechte usw.

 

 

1815: Deutsche Burschenschaft in Jena aus Opposition zum „System Metternich“ gegründet.

1817: Wartburgfest der Burschenschaft. 1819 Attentat auf Kotzebue durch den Burschenschaftler Sand, ®Karlsbader Beschlüsse. –

Verfassungen in den süddeutschen Staaten sowie in Sachsen-Weimar, Sonderrechte aus der französischen Zeit in der bayrischen Pfalz.

1819: Gründung des Handels- und Gewerbevereins durch Friedrich List: Kampf für Abbau der Binnengrenzen.

1828: Preußischer Zollverein, süddeutscher Zollverein, gegen den Widerstand Metternichs.

1815: Auf dem Wiener Kongress wird die Gründung von „Kongress-Polen“ unter dem russischen Zaren als polnischem König beschlossen.

Serbien: Nach dem 1. Aufstand geg. die osmanische Herrschaft 1804-12, 2. Aufstand 1815-17, Erringung der inneren Autonomie.

Nach einer konser­vativen Revision der Verfassung 1826 kommt es 1832-34 zu einem Bürgerkrieg in Portugal („Miguelis­ten­krieg"); 1834-39 Bürgerkrieg in Spanien („Karlisten­kriege“). Die Entwicklungen in beiden Ländern waren miteinander verflochten und endeten grosso modo in politischen Kompromissen.

1832: Gründung des Geheimbundes Junges Italien; 1834 Junges Europa in Bern.

 

Ab 1830: Erste Regierung der Whigs (Liberalen)

1832: Parlamentsreform, Anpassung des Wahlrechts (Neueinteilung der Wahlkreise).

Soziale Maßnahmen, Aufhebung der Sklaverei in den Kolonien.

1838: Gründung der Chartisten, der ersten Arbeiterbewegung.

 

1830: Juli-Revolution.

Sturz der Bourbonenmonarchie, Wahl des „Bürgerkönigs“ Louis Philippe, Parlament mit Zensuswahlrecht.

1830: Aufstand in Brüssel gegen die Vereinigten Niederlande, 1831 Unabhängigkeit des katholischen Belgien von den protestantischen Niederlanden.

1830/31: Aufstände in mehreren deutschen Staaten (Hannover, Braunschweig, Hessen-Kassel, Sachsen...) erzwingen Verfassungen.

1832: Hambacher Fest, politische Demonstration mit republikanischer Tendenz. Planung einer Revolution in Deutschland.

1833: Frankfurter Wachensturm, Aufstandsversuch in der Hauptstadt des Deutschen Bundes scheitert.

1834: Deutscher Zollverein unter preußischer Führung gegründet, Isolierung Österreichs.

1837: Der Protest der 7 Göttinger Professoren gegen die Aufhebung der Verfassung führt zu deren Entlassung.

1844: Weberaufstand in Schlesien.

1830: Polnischer Aufstand ausgehend von Warschau gegen den russischen Zaren als polnischem Oberhaupt.

Nach Niederschlagung des Aufstands wird Polen zur russischen Provinz degradiert.

Griechenland: 1814 Gründung eines Geheim­bunds, 1821-29 Befreiungskrieg. Sympathie in Westeuropa (England: Lord Byron); Unterstützung durch Russland aus strategischen Gründen. Bruch der Heiligen Allianz: 1827 Vernichtung der türki­schen Flotte durch GB, F und R. Im Anschluss russ.-türk. Krieg 1828-29. 1832 wird Otto I. von Wittelsbach zum griechischen König gewählt.

1847-49: Aufstände mit unterschiedlichen Zielsetzungen

Ab 1847 neue Aufstände, zuerst noch von Österreich niedergeschlagen.

1848/49 werden in mehreren italienischen Staaten Verfassungen erzwungen.

 

1848: Februar-Revolution. Sturz von Louis Philippe, Ausrufung der Republik. –Erstes politisches Auftreten einer sozialistischen Partei.

 

1847: Bildung liberaler Vereine in mehren Städten, v.a. in Süddeutschland (Heidelberg. Mannheim).

1848: März-Revolution. In Berlin gesteht der preuß. König Grundrechte und eine Verfassung zu, Flucht Metternichts aus Wien. Im Mai Wahl einer deutschen Nationalversammlung, die in der Frankfurter Paulskirche zusammentritt. –

1848: Franz Ferdinand wird österr. Kaiser. – Slawenkongress in Prag Beginn einer nationalen Bewegung, Pläne eines südslawischen Staates in Kroatien; Ungarischer Aufstand

 

1839: Beginn der politischen Reformen im Osmanischen Reich, Gleichstellung der Religionsgemeinschaften u.a.m.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

>>Riesser

 

 

 

 

 

 

 

 

>>Leo Baeck Programm

3. Hinweis / Link zur neuen Website über Gabriel Riesser und die Paulskirche

Gabriel Riesser war ein bedeutender „Streiter für Recht und Freiheit“, der sich im Vormärz und im Paulskirchenparlament erfolgreich für die Gleichberechtigung der Juden einsetzte, was ihm auch das Amt des Vizepräsidenten der Nationalversammlung eintrug. In seinem Engagement waren der Kampf für die Emanzipation der Juden und der Kampf für allgemeine Grundrechte und Freiheiten zwei Seiten und und derselben Medaille.

Die Website mit umfangreichem Material von und zu Gabriel Riesser und die deutsche Geschichte wurde gefördert vom Leo Baeck Programm und maßgeblich von Uri Kaufmann und Katharina Rauschenberger erarbeitet. Sie stellt Bild- und Textquellen für den schulischen Unterricht (Sek. I und Sek. II) zur Verfügung.

 

 

Eine gemeinsame Initiative der Freunde und Förderer des Leo Baeck Instituts e.V., des Fonds „Erinnerung und Zukunft“ und der gemeinnützigen Hertie-Stiftung

 

 

 

 

 

 

4. Schaubild: Industrielle Revolution

Die industrielle Revolution, die im 18. Jh. in England begann und im 19. Jh. den Kontinent erfasste, ist ein komplexer Zusammenhang, bei dem viele einzelne Faktoren eine entscheidende Rolle durch ihr Zusammenwirken spielten. Die nachfolgende Übersicht will diesen komplexen Zusammenhang anschaulich machen und dabei aufzeigen, wie daraus ein dynamischer Kreislauf entstand.

 

Das Schaubild ist als jpg-Datei integriert.

 

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